Mittwoch, 28. März 2012

Ohne Licht geht es nicht.....

Dass Fotografie "Malen mit Licht" bedeutet, steht ganz vorne in jedem Buch zum Thema. Wie eine Lochkamera funktioniert mußte vermutlich jeder im Physikunterricht lernen und testen, damit möchte und werde ich Euch hier nicht konfrontieren. Hier soll es um das vorhandene Licht gehen, mit dem wir bei unseren Kinderfotos arbeiten und auch "spielen". Hilfsmittel, wie Reflektoren oder Blitzlichter, werden in diesem Blogbeitrag keine Rolle spielen, das kommt ein andermal...hat ja auch nicht jeder und selbst wer es hat, schleppt es nicht dauerhaft mit sich herum;-).

Viele Fotografen bevorzugen bedeckte Tage oder schattige Plätze für ihre Fotostrecken. Das hat seine Vorteile, das Licht ist gleichmäßig, man kann es besser kontrollieren und mit eventuellen Hilfen arbeiten, ohne alle paar Minuten das Set-up zu verändern. Es gibt keine extremen unschönen Schatten, das Model blinzelt nicht etc. etc.. Es hat schon einige gute Gründe warum Fotografen diese Lichtsituation bevorzugen. ABER wir gehen mit unseren Kindern nicht nur bei bedecktem Himmel spielen, wir möchten auch Fotos haben, wo sie in der Sonne im Meer planschen oder Eis essen, und außerdem haben Kinder ihren eigenen Kopf und möchten im Spiel nicht aus fototechnischen Gründen ins schattige Plätzchen gesetzt werden, während die anderen Kinder im Sandkasten buddeln. Meine Kinder würden bei dieser Aufforderung zumindest mit einer gewissen Ignoranz reagieren;-). (Und nein, ich verzichte hier auf die Anmerkung was Sonne, Kinder und Sonnenmilch angeht oder wer wie lange in der Sonne zu spielen hat oder nicht, das wissen wir alle und das muß jeder für sich und seine Kids selbst entscheiden.)


Hier nun ein Beispiel eines Bildes im schattigen Wald, das Tageslicht war allerdings sehr gut. Eine recht einfache fotografische Aufgabe. Der Belichtungsmesser und Autofokus arbeiten präzise und zügig normalerweise bei solch gleichmäßig gut ausgeleuchteten Verhältnissen. Auch die Schatten des Hutes sind kaum auffällig, an einer sonnigen Stelle wäre das Ganze schon schwieriger;-).




Die Tücken des Fotografierens bei direkten Sonnenlicht zeigt das nächste Beispiel. Dieses Bild wurde nicht bearbeitet, es zeigt das Kamera-JPEG. Mit Bildbearbeitung könnte man es natürlich verbessern, aber einfacher wäre es den Problemen wenn möglich direkt aus dem Weg zu gehen. Natürlich nur wenn machbar, wie oben beschrieben, bei Spontanaufnahmen muß man nehmen was kommt;-).




Hier sehen wir nun mehrere Probleme, die das Fotografieren bei satten Sonnenlicht am hellen Tag mit sich bringt.

1.  Extreme Schatten sind zu erkennen. Je höher die Sonne steht um so mehr sind bei gerader Kopfhaltung Schatten in den Augenhöhlen und unter der Nase zu erkennen. Auch andere Zeichnungen im Gesicht wie Grübchen oder Fältchen kommen stärker zur Geltung. Morgens oder am Abend, wenn die Sonne tiefer steht und man sie als Fotograf im Rücken hat, werden die Schatten natürlich geringer, da das Licht dann ja nicht von oben auf den Kopf sondern von vorne in das Gesicht fällt. Einer der Gründe, warum gerne erst später am Tag fotografiert wird.


2. Überbelichtung bzw. ausgefressene helle Stellen, hier vorallem an der weißen Bluse zu erkennen. Das Sonnenlicht läßt diese quasi strahlen, an einigen Stellen ist nicht einmal mehr eine Zeichnung zu erkennen, die Bluse ist nur noch eine weiß Masse ohne Struktur und ganz ehrlich, so gut wasche ich auch nicht, daß unsere Blusen so aussehen;-). 
Man steckt als Fotograf in der Zwickmühle, wenn man die Belichtung verringert (z.B. mit einer kürzeren Belichtungszeit) wird das gesamte Bild dunkler, sprich auch die Schatten wären extremer, die Augen würden vermutlich nur noch wie schwarze Löcher wirken.


3. Blinzeln und Zwinkern kann sehr unangenehm für das Model sein, egal ob nun Kind oder Erwachsener. Nicht jeder verträgt es gleich gut in oder in Richtung Sonne zu schauen. Ergebnis ist sehr oft ein Blinzeln oder wie hier zusammen gekniffene Augen. 


Wie kann man diese Probleme umgehen oder beheben?

100%-ig bereinigen oder umgehen kann man das nicht, wenn man ohne Hilfsmittel wirklich in praller Sonne fotografiert. Man sollte halt drauf achten, wie man sein Model positioniert, schauen, wie die Schatten fallen. Das nächste Bild zeigt, wie bei gleicher Lichtsituation und am gleichen Ort das Kind sich so hinsetzte, daß die Schatten kaum vorhanden waren. Geblinzelt oder die Augen zusammen gekniffen wurde auch nicht, da vom Motiv her die Augen gesenkt waren und der Blick auf die Hand mit der Feder gerichtet war.
Ohne extreme Schatten konnte man natürlich im Gegenzug auch die Belichtungszeit etwas verkürzen und das Bild allgemein etwas dunkler halten, dennoch waren einige Stellen noch sehr strahlend, so daß der Blick des Betrachters eher auf die Bluse als auf das Kindergesicht gelenkt wurde. Da hilft die Bildbearbeitung, eigentlich gar nicht so schwierig.  Das Werkzeug Nachbelichter ist sowohl bei Photoshop als auch bei Gimp zu finden. Man sollte es aber vorichtig anwenden und ausprobieren mit geringer Belichtung, ansonsten könnte es sehr schnell passieren, daß ein Weiß zu einem unschönen Grau wird. Wenn noch Struktur zu erkennen ist, kann man auch mit einem dunklen Pinsel, gestellt auf weiches Licht, und mit einer geringen Deckkraft, diese Strukturen noch etwas hervorheben.


Hier nun das Beispielbild:




Noch eines meiner Lieblingsthemen:
Gegenlichtfotografie ist defintiv nicht einfach und da darf man sich auch nicht auf die vorhandene Technik verlassen, manche ist da völlig überfordert.
Ich würde dazu raten sich heranzutasten, die Kamera auf manuell zu stellen, sich eine feste Blendenzahl und einen festen Iso-Wert zu setzen und dann mit der Belichtungszeit solange experimentieren bis es den Geschmack trifft. Der Autofokus kann auch äußerst unwillig reagieren, denn gegen das Licht findet nicht jede Linse den anvisierten Fokuspunkt, so maches Objektiv schnurrt ein Weilchen vor sich hin und findet nichts, für den Fotografen äußerst nervig;-). Ich hatte mal so ein Objektiv und es hat mich viele Nerven gekostet und Überwindung es nicht an den nächsten Baum zu werfen....;-). Aber die Ausdauer lohnt sich oft, Gegenlichtfotos können so schön sein. Zur Not muß man halt auch mal den Autofokus ausschalten und manuell fokussieren,wo man allerdings etwas Übung und ein gutes Auge für braucht, doch wie gesagt, das Thema an sich ist nicht soooo einfach.....aber machbar für jeden:-)




Wenn das Gesicht noch immer etwas zu dunkel ist oder für Euren Geschmack zu wenig Kontrast im Bild ist, Gegenlicht gibt ja oftmals eine sehr diffuse Lichtstimmung, kann man in der Bildbearbeitung noch einiges herausholen und verändern. Hier wurde das Gesicht noch etwas aufgehellt, welches recht grau wirkte. Gleichzeitig wurden Iris und Wimpern wieder etwas abgedunkelt um einen größeren Kontrast zu erzielen. All das wurde mit einem Pinsel mit weichem Licht gemacht, mal mit einer sehr hellen Hautfarbe und mal mit Schwarz. Auch hier: jeder wie er es mag, doch experimentieren schadet nicht;-)


Farbtemperatur auch ein Thema, was erwähnt werden sollte. Rein wissenschaftlich könnte man das nun über Seiten ausweiten, was ich weder in Worte fassen möchte, geschweige anderen zumuten;-). Einfach ausgedrückt was nun uns und unser natürliches Umgebungslicht betrifft, die bisher gezeigten Bilder sind alle am frühen Nachmittag fotografiert worden, das Sonnenlicht wirkt auf uns zu dieser Zeit eher kühl, während uns Sonnenauf- oder Untergang warm und orange-bräunlich erscheint.


Wenn man das obige Foto mit dem folgenden vergleicht, sollte man einen Unterschied feststellen:






Dieses hier wurde am Spätnachmittag fotografiert, als die Sonne schon sehr tief stand. Noch ein weiteres von gleicher Stelle:




Viele Fotografen bevorzugen dieses weich erscheinende Abendlicht, nicht nur wegen der oben angesprochenden Schatten, sondern auch wegen der Farbstimmung. Persönlich finde ich, beides hat seinen Reiz, sei es die Mittagssonne oder das Abendglühen....

Der Weißabgleich...
fast hätte ich ihn vergessen. Machen wir es kurz, die meisten Kameras verfügen über einen automatischen Weißabgleich, sprich Farbstiche durch das Umgebungslicht werden erkannt und kompensiert, es besteht kein Grund diesen nicht zu nutzen. Wer im Raw-Modus fotografiert, kann bei der Entwicklung noch selbst korrigieren.


Nun wünsche ich Euch noch viel tolles Frühlingslicht und tolle Momente, die es lohnen eingefangen zu werden.


Eure Janina


P.S.: Wer sich mit dem Thema ausführlich befassen möchte, dem empfehle ich folgendes Buch:

Digital fotografieren 009/ Licht und Beleuchtung: Kunst- und Tageslicht, Beleuchtungstechnik, Bilder gestalten von Michael Freemann.







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